Pressemitteilung zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz

Es können also künftig Ferkel aus anderen europäischen Ländern, wo sie betäubungslos kastriert wurden, über tausend Kilometer nach Deutschland importiert werden und so lange sie hier noch ein paar Wochen in bester Haltungsform gemästet werden, erhält dieses Fleisch dann beim Verkauf an der Ladentheke das höchste Label des Kennzeichnungsgesetzes für konventionell arbeitende Betriebe.

Da bereits heute jedes dritte Ferkel in Deutschland ein importiertes Tier ist, schafft dies gegenüber den heimischen Ferkelerzeugern auf dem Markt eine zusätzliche Benachteiligung, da diese sich an die hohen deutschen Standards bei der Kastration der männlichen Tiere halten müssen. Es wird außerdem dazu führen, dass die Produktion noch mehr ins Ausland verlagert wird, was wiederum eine steigende Abhängigkeit bedeutet. Außer der Ferkelerzeugung bleiben jedoch auch weitere Punkte unberücksichtigt. So ist importierte Fleischware von der Kennzeichnung ebenso ausgenommen wie Fleisch in der Gemeinschaftsverpflegung und Systemgastronomie. Im Grunde genommen werden also nur 20% des Fleisches auf diese Weise gekennzeichnet sein.

Die Koalition kündigt zwar an, dies in nächsten Schritten ändern zu wollen, aber all das auf europäischer Ebene gesetzlich umzusetzen, ist ein langer Weg und offensichtlich sieht die Koalition für diese Probleme keine Lösungen und nimmt es deshalb in Kauf, dass bis dahin tausende Betriebe aus der Schweinehaltung aussteigen werden.

Ungeklärt bleibt die Finanzierungsfrage für die notwendigen Stallumbauten. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, die sogenannte Borchert-Kommission, hatte dazu im Jahr 2020 verschiedene Modelle aufgezeigt, die auch von der Zukunftskommission Landwirtschaft mitgetragen wurden. Man kann zu den Empfehlungen stehen wie man will - aber wenn man sie ablehnt, muss man einen tragfähigen Gegenvorschlag vorweisen, der dem komplexen Thema und den vielen Stakeholdern gerecht wird. Das ist aber nicht geschehen.

Ziele zu definieren ist gut und richtig, aber dann muss man sich auch Gedanken machen, wie diese Ziele erreicht werden und wie sie in der Praxis umgesetzt werden können. All das fehlt. Unseren Bäuerinnen und Bauern wird keinerlei Perspektive aufgezeigt und deswegen wird das Tierhaltungskennzeichen auch nicht mehr Tierwohl bringen, sondern lediglich ein paar zusätzliche fragwürdige Label für die Verbraucher und die Verlagerung der Produktion ins Ausland.